Wie wird ein handgefertigtes Schmuckstück hergestellt?

SRF Kinderreporter Nick war einen Tag bei uns im Goldschmiede Atelier und durfte zusammen mit unserem Goldschmiede-Meister Mario Petrocchi einen Silber Anhänger anfertigen.

Welche Erfahrungen Nick dabei gemacht hat, sehen Sie in dem Video:

Ein paar Eindrücke aus dem Making of mit "Gwunderfitz" Nick:

Die Goldschmiede-Ausbildung

 

Einige wissenswerte Infos rund um die Ausbildung zum Goldschmied:

Die normale Ausbildungszeit dauert 4 Jahre. Während einem Tag pro Woche werden in der Berufsschule die Fächer Berufsbildung, Edelstein-Kunde, Fachzeichnen und Gestalten sowie die Allgemeinbildung gelehrt. 

Entgegen der allgemeinen Vorstellung ist die Ausbildung zum Goldschmied weniger kreativ als vielmehr ein Metall-Handwerk. In der Regel werden in den ersten beiden Lehrjahren fast ausschliesslich die verschiedenen Metallverabreitungstechniken wie Feilen, Sägen, Löten, Schmieden, Biegen usw. rauf und runter geübt – vorwiegend in Messing, selten in Silber. Erst wenn die wichtigsten Grundtechniken sitzen, darf der/die Auszubildende sich an die teureren Materialien heranwagen. Auch der richtige Umgang mit Edelsteinen muss erst geschult und eingeprägt werden, damit im Umgang mit diesen teuren Materialien keine kostspieligen "Unfälle" passieren.

Für viele Jugendliche ist der Beruf des Goldschmieds ein Traumberuf. Jedoch muss bei der Berufswahl berücksichtigt werden, dass dieser Beruf in der Ausübung in erster Linie ein Handwerk ist.

Ja, das Ergebnis, das fertige Schmuckstück in den Händen halten zu können, aus Blech und Draht mit den eigenen Händen geschaffen, ist etwas wunderschönes. Das Gefühl, ein Werk vom Anfang bis zur Fertigstellung selber herzustellen, ist etwas, was wir heute nur noch selten erleben dürfen. Aber erst der allerletzte Schritt - das Polieren des Schmuckstücks - bringt das Funkeln und den Glanz zum Vorschein. Die ganze Arbeit davor ist oft "Knochenarbeit" und verlangt sehr viel Geduld und Ausdauer.

 

Eignungsabklärung / Schnuppertage

 

Eine sehr gute Möglichkeit herauszufinden, ob Goldschmied als Berufswunsch in's Auge gefasst werden sollte, bietet die Eignungsabklärung. Hier haben Interessierte die Möglichkeit, während drei Tagen unter intensiver Begleitung den Beruf des Goldschmieds näher kennen zu lernen. Die wichtigsten Grundtechniken werden vorgestellt und das Arbeiten in Metall wird ausprobiert. Nach diesen drei Tagen erhalten die Teilnehmer einen detaillierten Abschlussbericht, welcher ein wichtiges Dokument darstellt um sich später bei einem Goldschmied für eine Lehrstelle zu bewerben.

Da die Betreuung von Schnupper-Lehrlingen in diesem Beruf ausgesprochen zeitintensiv ist, bieten nur noch die wenigsten Goldschmiede diese Möglichkeit an. Daher sind die Schnuppertage/Eignungsabklärung ein sehr wichtiger Bestandteil bei der Vorbereitung zu diesem Berufswunsch geworden und werden mittleiweile bei einer Bewerbung oft auch vorausgesetzt.

Auf der Homepage des VZGU (Verein Zürcher Goldschmiede und Uhrmacher) finden Sie die Anmeldung sowie die Daten der Schnuppertage/Eignungsabklärung

Weitere verwandte Berufe:

 

Silberschmied:

Oft wird vermutet, dass der Silberschmied denselben Schmuck herstellt wie der Goldschmied einfach in Silber. Dem ist nicht so. Die Tätigkeiten des Silberschmieds sind die Herstellung grösserer Gegenstände wie sakrale Objekte, Kelche, Becher, Tafel-Silber usw. Der Silberschmied arbeitet demzufolge auch mit grösseren Werkzeugen und die eigentliche Schmiede-Arbeit steht bei diesem Beruf noch viel mehr im Vordergrund als beim Goldschmied.

 

Edelsteinfasser, Juwelenfasser:

Zu den Grundtechniken des Goldschmieds gehört die Herstellung von Fassungen, in welche später die Edelsteine gefasst werden. Das eigentliche Befestigen der Edelsteine in den Fassungen ist jedoch das Spezialgebiet des Edelsteinfasser. Auch diese Tätigkeit ist ein eigener Beruf und die Ausbildung dauert 4 Jahre. Die Techniken, um einen Edelstein in Metall (ohne Klebstoffe!) sicher zu "befestigen" sind sehr unterschiedlich. Die Arbeit des Edelsteinfassers ist dabei mikroskopisch fein und muss mit ausgesprochen viel Geduld und Fingerspitzengefühl ausgeführt werden.

 

Graveur

Bis vor Kurzem gab es noch den eigenständigen Beruf des Handgraveurs (ebenfalls 4 Jahre Ausbildungszeit) Dieser Beruf wurde nun mit den "allgemeinen" Graveuren zusammengefasst. Der Graveur arbeitet mit "spanenden" Graviermaschinen, Lasergraviermaschinen und vielen weiteren Techniken. Der Handgraveur hingegen beherrscht noch die alten Graviertechniken, bei denen mit einem Stahl-Stichel von Hand Schriftzüge (z.B. in Eheringen), Ornamente bis hin zu aufwendigen Reliefs (z.B. in Siegelringen) in Metalloberflächen graviert werden.


Und zum Schluss noch etwas zum Schmunzeln:

Dieses Lustige Gedicht habe ich kürzlich in einer Facebook Goldschmiede-Gruppe gefunden und beschreibt auf sehr humorvolle Weise eine ebenfalls wichtige Tätigkeit des Goldschmieds:

 

Unter dem Werktisch

Jeden Tag der gleiche Schreck:
dauernd muss er suchen;
immer fällt ihm etwas weg,
und dann muss er fluchen.

Unterm Tisch ist sein Revier,
und dort geht er jagen.
Suchend schaut er dort und hier,
und man hört ihn klagen.

Ständig liegt er auf den Knien,
und kein Mensch darf treten,
und er sieht in seinem Bemüh'n
aus, als wollt' er beten.

Und er schwört, dass er allein
ein geplagtes Wesen.
Und er fegt die Werkstatt rein,
zehnmal mit dem Besen.

Endlich aber ist's erreicht,
so nach zwei drei Stunden
und es wird ihm wieder leicht,
weil er's doch gefunden.

Nunmehr schafft er unentwegt
emsig wie drei Pferde
bis er wieder suchend fegt
unten auf der Erde.